Die Stadt Winterthur als erste Schweizer Stadt mit iApp

Von Christoph Zech

mzl.hyeedaojAls erste Schweizer Stadt hat Winterthur vor kurzem eine iApp lanciert. Die Anwendung kann kostenlos aus dem iTunes Store bezogen werden.

Kernelemente sind die Stadt-News, ein Veranstaltungskalender sowie ein Verzeichnis aller Verwaltungsstellen, die mit einem Klick elektronisch oder telefonisch kontaktiert werden können. Weiter sind die Abfallsammelstellen, die öffentlichen Toiletten, die Erdgas-/Biogas-Tankstellen und die kulturellen Einrichtungen abrufbar.

Alle Adressen sind mit einem interaktiven Stadtplan (Google Maps) verbunden, der eine übersichtlich Darstellung auf der Karte ermöglicht. Der aktuelle Standort wird via GPS beim Start der iApp ermittelt. Damit können die nächstgelegenen Einrichtungen und deren Entfernung angezeigt werden. So können die Benutzer einfach an die Zieladresse navigieren.

Bereits im April 2010 hat die Stadt Winterthur die mobile Website m.winterthur.ch lanciert. Mit der iApp wurde ein weiterer Schritt in Richtung M-Government gemacht. Glaubt man den diversen Studien, nutzen heute erst ca. 10 % der Bevölkerung das Smartphone um damit ins Internet zu gehen. Meiner Meinung nach, wird sich dies in naher Zukunft ändern. Ein weiteres Indiz für den Vormarsch der mobilen Anwendungen ist eine erst kürzlich, vom BITKOM veröffentlichte Statistik, wonach 2010 in Deutschland rund 900 Millionen Apps herunter geladen wurden. Dies entspricht einer Steigerung von 112 % gegenüber dem Vorjahr.

mzl.ixlhvwsbKünftig wird von öffentlichen Verwaltungen erwartet, dass Informationen und Transaktionen für die Abwicklung von Geschäften mobil zur Verfügung stehen. Einwohnerinnen und Einwohner wollen selber entscheiden können, wann und über welches Medium sie mit der Verwaltung kommunizieren wollen.

Die Auswahl der mobil angebotenen Informationen und Dienstleistungen, erweist sich als gar nicht einfach. Welche Dienste machen mobil Sinn und werden nicht schon von anderen Anbietern angeboten. Primär sind Inhalte spannend, die originär in der Verwaltung entstehen und nur von ihr angeboten werden können. Trotzdem stellt sich die Frage, ob beispielsweise das Kinoprogramm oder das Wetter ebenfalls im Angebot eines Stadtportals vorhanden sein soll.

Ganz generell ist zu überlegen, ob eine einzelne App als “Sackmesser-App” (all-in-one) realisiert werden soll, oder ob es im Sinne von “Anwendungs-Zentrierung” mehrere sehr spezifische Apps geben soll. Dabei ist zu bedenken, dass es heute noch nicht problemlos möglich ist mehrere Apps miteinander zu kombinieren. Berücksichtigt muss auch werden, wie Benutzende auf mehrere einzelne Anwendungen einer Stadt aufmerksam gemacht werden können. In den USA gibt es beispielsweise ein Verzeichnis, mit welchem Apps des Amerikanischen Staates gefunden werden können.

mzl.talsepxhBezüglich der technischen Umsetzung gibt es auch einige Überlegungen zu machen. Gerade bei Angeboten von Verwaltungen wird verlangt, alle Anspruchsgruppen zu berücksichtigen. Einer der häufigsten Kritikpunkte bei der Einführung der Winterthurer iApp war, dass man nur die “proprietäre” Apple Plattform iOS mit einer App unterstützt. Auch wenn das Betriebssystem Android auf dem Vormarsch ist, gilt in der Schweiz iOS mit rund 70% Anteil noch immer als das am häufigsten verbreitete Smartphone-Betriebssystem. Deshalb hat sich Winterthur für eine iPhone App entschieden.

Als wichtig hat sich erwiesen, mit einer browserbasierten mobilen Website m.winterthur.ch als Basis zu starten. Damit können alle mit einem Browser ausgestattete Handy’s mit einem etwas eingeschränkten Funktionsumfang auf das mobile Angebot von Winterthur zugreifen.

Darauf aufbauend wurde eine “hybride” iApp entwickelt. Da es sich um keine “native” iApp (Fat-Client-Anwendung) handelt, mussten kleine Abstriche im Komfort der Benutzerführung eingegangen werden. Dafür können in Zukunft mit geringem Aufwand weitere Betriebssysteme unterstützt werden. “Native” Anwendungen für unterschiedliche Plattformen zu entwickeln ist ein extrem teurer Ansatz. In Zukunft werden vermutlich browserbasierte Lösungen in ihrer Funktionalität immer mächtiger, so dass sich diese künftig durchsetzen werden. Umgesetzt wurde die Lösung zusammen mit der Firma Anthrazit AG, basierend auf dem System moPage.

mzl.afwuzumlWas sind nun aber die eigentlichen “Killeranwendungen“, die öffentliche Verwaltungen mobil anbieten können? Diese Frage haben sich sicherlich schon viele gestellt. Ist es beispielsweise sinnvoll die Fristerstreckung für die Steuern mobil anzubieten? Antwort darauf sollen die Einwohnerinnen und Einwohner selber geben.

Für die einen Benutzenden ist es eine echte Alternative zum Internet, für andere macht ein solcher Dienst überhaupt keinen Sinn. Die Entscheidung soll beim Anwender liegen. Ortsbasierte Services (Local Based Services) sind sicherlich auf dem Handy einer der Dienste mit dem grössten Potential. Können diese noch kombiniert werden mit Web 2.0 Ansätzen (Mitmach Web) wäre dies eine ideale Kombination.

Ein Beispiel dafür ist die Idee “FixmyStreet”, in der es darum geht, dass Einwohnerinnen und Einwohner einer Stadt/Gemeinde via Handy und Internet der Verwaltung helfen, Mängel und Schäden der Infrastruktur zu entdecken. Diese Idee gehört zu drei konkreten Projekten, die im Rahmen von eZürich umgesetzt werden sollen. Eine weitere spannende iApp wurde erst kürzlich vom der Steuerverwaltung des Kantons Bern vorgestellt. Mit TaxMe-Mobile können laufend via iPhone Belege für Abzüge in der Steuererklärung erfasst werden. Die Einträge werden “over the air” in einem Belegordner abgelegt, wo sie später beim Ausfüllen der elektronischen Steuererklärung wieder verwendet werden können. Man kann gespannt sein, was M-Government in Zukunft bringen wird.

mzl.ntbsnehxNebst dem Nutzen für die Anwender hat die Einführung der iApp Stadt Winterthur für viel Medienecho gesorgt. Dadurch konnte Winterthur einmal mehr unterstreichen, im Bereich E-Government eine innovative Stadt zu sein.

Der Autor:

Christoph Zech
Leiter E-Government
Informatikdienste Stadt Winterthur (IDW)
Twitter: www.twitter.com/ironsworker

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.