Studien zur “Zukunft der Medien in der Schweiz”

439504_R_by_birgitH_pixelio.deDas BAKOM hat am 4. Februar insgesamt sechs Studien zur “Zukunft der Medien in der Schweizveröffentlicht.

Die Studien sollen Aufschluss geben über die Lage der Presse und der elektronischen Medien in der Schweiz.

Die Interessenorganisationen der Medienbranche haben nun die Möglichkeit bis zum 11. März dazu Stellung zu beziehen.

Die NZZ berichtete am 5. Feb. unter dem Titel Kritisches zur Presseförderung darüber.

Die Studien im einzelnen (verlinkt jeweils auf das entsprechende pdf):

Medienkonzentration und Meinungsvielfalt: Informations- und Meinungsvielfalt in der Presse unter Bedingungen dominanter und crossmedial tätiger Medienunternehmen
Kurt Imhoff und Esther Kamber, Universität Zürich.

Aus der Zusammenfassung:

“Das Projekt geht der Frage nach, wie es unter den Bedingungen eines zunehmend ökonomisch orientierten Mediensystems und crossmedial tätiger Medienunternehmen um die Informations- und Meinungsvielfalt in der medial vermittelten Kommunikation steht.

Die Forschungsfrage zielt auf den Zusammenhang von Medienstrukturen und jenen Medieninhalten, die wesentlich sind für die Funktion der Demokratie. Wesentliche Strukturelemente im Medienwesen sind die Medienunternehmen und ihre Produktionsstrukturen sowie die einzelnen Medientitel. Hinsichtlich der medial vermittelten öffentlichen Kommunikation leitet sich die Qualität aus der Forumsfunktion, der Legitimations- und Kritikfunktion sowie der Integrationsfunktion ab. Im Regelkreise demokratischer Selbststeuerung muss die öffentliche Kommunikation erstens ein Forum bilden, in dem Probleme entdeckt und debattiert werden können. Zweitens muss die öffentliche Kommunikation die Legitimation von Macht und Verfahren sicherstellen. Und schliesslich muss die öffentliche Kommunikation drittens erlauben, dass sich die Gesellschaft selbst und ihre Gemeinschaften wechselseitig wahrnehmen können. Darüber hinaus benötigt die föderal und sprachregional strukturierte Schweiz nicht nur eine mediale Vermittlung politischer Prozesse auf der nationalen und sprachregionalen Ebene, sondern auch in regionalen und lokalen Räumen.

Die Untersuchungsanlage berücksichtigt vor diesem Hintergrund für die Erfassung der Informations- und Meinungsvielfalt sowohl die strukturellen Bedingungen der Medienproduktion als auch die Medieninhalte. Auf der Ebene der Strukturen sind die bedeutendsten Medientitel, die dahinter stehenden Herausgeber und die Besitzer in Form von Kontrolleuren von Interesse. Damit werden die publizistische Versorgung eruiert und die Marktbedingungen analysiert.

Auf der inhaltlichen Ebene interessieren das Informationsangebot, seine Qualität und die Resonanz von Akteuren und Meinungen. Dieses Strukturen und Inhalte verbindende Vorgehen wird einerseits für die Untersuchung der nationalen bzw. sprachregionalen Ebene angewendet. Andererseits werden zwei Regionen ausgewählt, in denen ein Kontrolleur eine starke Marktposition innehat. Es sind dies die Regionen Nordwestschweiz und Südostschweiz.”

Pluralismus und Vielfalt in Regionalzeitungen: Auswirkungen von Medienkonzentration und Medienkrise auf die Lokalberichterstattung in ausgewählten Regionen in der Schweiz
Werner A. Meier, Universität Zürich.

Aus der Executive Summary:

“Folgende Prozesse können dazu gezählt werden, die in das nachfolgende Forschungsprojekt eingeflossen sind:

  • Wachsende unternehmerische und publizistische Konzentration in der Region
  • Aufkommen von Online-Medien und Pendlerzeitungen
  • Rückgang der Werbeeinahmen bei Regionalzeitungen
  • Rückgang von Auflagen, Reichweiten, Bedeutung und Autonomie von regionalen Abonnementszeitungen
  • Rückgang der politischen Berichterstattung: Entöffentlichung zivilgesellschaftlicher Ak- tivitäten auf kommunaler Ebene
  • Verstärkung der strukturellen Defizite der Lokalberichterstattung
  • Abbau von publizistischen und personellen Ressourcen bei Regionalzeitungen
  • Verstärkte Zuwendung zu Online- und „Gratismedien“ durch jüngere Generation.

Im Zentrum der Untersuchung steht die Frage, inwiefern die dominanten Regionalzeitungen in der Lage sind, die von modernen Demokratien benötigten Leistungen in ausreichendem Masse den Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung zu stellen. Entlang dieser zentralen Forschungsfra- ge untersuchten wir in 19 Regionen – so genannten Kommunikationsräumen – in der Deutsch- schweiz, in der Romandie und im Tessin die Situation der Regionalmedien mit Fokus auf die Regionalzeitungen. Dazu führten wir eine Struktur- und Inhaltsanalyse der Regionalberichterstattung und der kantonalen Parlamentsberichterstattung in den dominanten Zeitung(en) in den Regionen durch und führten Leitfadengespräche mit den zuständigen Medienschaffenden und Politikerinnen und Politiker aus den entsprechenden Regionen.”

Auswirkungen des Internets auf die journalistische Praxis und berufskulturelle Normen
Guido Keel, Vinzenz Wyss, Annina Stoffel, Mirco Saner; ZHAW.

Aus der Zusammenfassung:

“Das Internet hat in den letzten zehn Jahren den Journalismus, insbesondere die technische Produktion, die Formen der publizistischen Kommunikationskanäle und journalistische Normen und Wertvorstellungen verändert. Die Ressource Internet als neue Technologie einerseits und Wertvorstellungen, berufskulturelle Normen und das journalistische Rollenselbstverständnis andererseits beeinflussen sich dabei gegenseitig.

Der vorliegende Forschungsbericht beschreibt, wie dieser Prozess in verschiedenen Schweizer Redaktionen abgelaufen ist und sich noch immer entwickelt. Dabei wird der Fokus auf die Ebene der redaktionellen Organisation gelegt. Untersucht werden die folgenden Forschungsfragen:

  • Wie verändert das Internet journalistische Wertvorstellungen, berufskulturelle Normen, das journalistische Rollenselbstverständnis, die redaktionelle Organisation sowie die redaktionelle Routinen?
  • Welchen Einfluss haben diese Veränderungen auf die Verwendung des Internets?
  • Welchen Einfluss haben diese Entwicklungen auf die inhaltliche Vielfalt der medialen Angebote?

Dabei wird davon ausgegangen, dass das Internet einerseits die redaktionelle Organisation, andererseits die Beziehung und die Interaktion zu Quellen, zu anderen Medien und zum Publikum verändert.”

Die wirtschaftliche Entwicklungen der Medien in der Schweiz 2000-2010 – Strukturen und Perspektiven
Edi Kradolfer, Ueli Custer, Matthias Künzler.

Aus der Management Summary:

“Die schweizerische Medienlandschaft hat sich im letzten Jahrzehnt stark gewandelt. Es stellt sich damit auch aus demokratietheoretischer Perspektive die Frage, wie die Medien künftig genutzt werden und wie sie sich finanzieren lassen.

Eine systematische Zusammenführung und Analyse statistischer Daten (insbesondere zu den Medienunternehmen (Mehrwertsteuerstatistik), Werbemarktdaten und Daten von der Konsumentenseite zur Nutzung und zu ihren Ausgaben für Medien) zur Entwicklung der Medien der steht bislang aus. Aus diesem Grund wird in diesem Teilprojekt analysiert, welche wirtschaftliche Bedeutung die unterschiedlichen Medien überhaupt haben, welche Bevölkerungsgruppen welche Medien nutzen und inwiefern sich diesbezüglich Veränderungen innerhalb der letzten 10 Jahre feststellen lassen. Zum andern wurde spezifisch auf den Pressebereich fokussiert, um aufzuzeigen, wie sich deren Nutzung und Angebot unter diesen Bedingungen entwickelt hat. ”

Die Schweizer Medienbranche 2015 – Rechnerische und narrative Szenarien der Medienzukunft
Bjørn von Rimscha und Loris Russi, Universität Zürich.

Aus der Executive Summary:

“Der vorliegende Forschungsbericht geht der allgemeinen Frage nach, wie sich die Medienbranche in den kommenden Jahren entwickeln könnte. Die Prognosen beziehen sich auf die wirtschaftliche Grundlage der Medienbranche einerseits und die Funktion der Medien für die Gesellschaft andererseits. Um dieses Vorhaben umzusetzen, wird ein zweiteiliges Forschungsdesign etabliert. Auf der einen Seite werden rechnerische Prognosen (Modul 1) anhand von Zeitreihenanalysen mittels Branchendaten zu Werbeerlösen und zur Publikumsnachfrage erstellt. In narrativen Szenarien (Modul 2) werden auf der anderen Seite die Erwartungen von Branchenvertretern aus Presse, Rundfunk und Online sowie von Branchenbeobachtern dargestellt. Die rechnerischen Prognosen geben keine Einschätzungen zur Funktion der Medien für die Gesellschaft, da eine entsprechende Datenerhebung im Rahmen eines Projekts dieser Grössenordnung schlicht nicht durchführbar ist.

Entsprechend wird dieser Aspekt nur durch die narrativen Szenarien abgedeckt. Die Entwicklung der wirtschaftlichen Grundlage wird in beiden Modulen thematisiert und entsprechend prognostiziert. ”

Evaluation der Presseförderung seit 2008 und alternativer Modelle
Ecoplan.

Aus dem Inhalt:

“Mit dem am 8. März 2010 vom Nationalrat überwiesenen Postulat der Staatspolitischen Kommission SPK-NR 09.3980 „Presseförderung. Alternative Modelle zur Posttaxenverbilligung“ wird der Bundesrat aufgefordert, bis Ende 2010 einen Bericht vorzulegen, der

  1. eine Evaluation der Wirksamkeit der Presseförderung mittels Verbilligung der Posttaxen vorgenommen wird (Aktualisierung der Studie Ecoplan vom 31. Juli 2001);
  2. andere Möglichkeiten zur Förderung der Presse zwecks Sicherstellung der Presse- und der Meinungsvielfalt aufgezeigt werden;
  3. der Übergang zur direkten Presseförderung mit Varianten geprüft und gewürdigt wird.

Die SPK-NR hat die Bedeutung dieses Anliegens mit einer Parlamentarischen Initiative (SPK-NR 10.403 „Neues Modell der Presseförderung“) untermauert, welche verlangt, dass

… ein effizientes, wirksames und nachhaltiges Modell für die Unterstützung der Presse erarbeitet und dafür die rechtlichen Grundlagen geschaffen werden [sollen]. Ziel ist die Erhaltung und Förderung einer inhaltlich vielfältigen und mehrstimmigen Qualitätspresse

in der Schweiz. Dabei sind verschiedene alternative Modelle zum heutigen System der Verbilligung der Posttaxen für abonnierte Zeitungen und Zeitschriften zu prüfen.“

Für die Erfüllung des Auftrages gemäss SPK-NR 09.3980 hat das Eidg. Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) Ecoplan mit der Ausarbeitung eines Berichts beauftragt.”

Dr. Edi Kradolfer
Ueli Custer
Dr. Matthias Künzler

Bildquelle: pixelio.de/BirgitH

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