Mehr Lebensqualität durch IT! – Kongress und Preisverleihung

P1010585Am verganenen Donnerstag, 14. Okt. 2010, fand in Karlsruhe der 1. Kongress der Integrata-Stiftung: Mehr Lebensqualität durch IT! statt (Ankündigung).

Die Integrata-Stiftung setzt sich für die humane Nutzung der Informationstechnologie ein. Sie will das breite Bewusstsein für eine verbesserte Lebensqualität durch den Einsatz von IT stärken. “IT – Es kommt darauf an was man daraus macht“, so brachte es dann auch zur Eröffnung des Kongresse Frank Schönthaler auf den Punkt.

Neben den Keynote Vorträgen sowie den parallelen Sessions am Nachmittag war vor allem die Preisverleihung Preises für humane Nutzung der Informationstechnologie ein Höhepunkt der Veranstaltung.

Im ersten Keynote Vortrag präsentierte Andreas Meier, Universität Fribourg, einen guten Überblick und einige Gedanken zum Thema “eDemocracy & eGovernment: Entwicklungsstufen einer demokratischen Wissensgesellschaft” (vgl. hierzu das gleichnamige Buch, Auszüge u.a. zu eDemocracy bei Google Books) (Folien auf humanIThesia.org). Er definierte und ordnete zunächst die verschiedenen Begrifflichkeiten wie eGoverment, eDemocracy oder eParticipation und zeigte die drei Ebenen des eGoverment auf: Information & Communication, Production, Participation. Ebenso er zeigte die verschiedenen Formen der Partizipation von Bürgern auf. Er machte deutlich, dass eParticipation mehr sein muss als nur die Digitalisierung bestehenden Prozessen wie z.B. Abstimmungen, sonder ein Engagement von Bürgern bedeutet, z.B. im Rahmen von eDiscussions. Als Beispiel für eine gelungene eDemocracy Plattform zeigte er smartvote.ch auf. Abschliessend betonte Meier, dass die Auswirkungen solcher Plattformen durchaus noch nicht geklärt seien. Er regte an solche Plattformen für eine Art Public Memory zu nutzen.

Das zweite Keynote Referat hielt Wolfgang Braun, META Mergers & Acquisitions GmbH, zum Thema “IT & Business Collaboration – Zwang, Übel oder Notwendigkeit?“. (Folien auf humanIThesia.org)

Braun diskutierte vor allem die Rolle der IT in der Wirtschaft. Er betonte die Wiederentdeckung des Faktors Mensch bei der Steigerung der Produktivität. Diese steht nicht mehr im Schatten der IT, die heute nur noch geringe Zuwächse in der Produktivität erlaubt. Business Collaboration bedeutet die Collaboration von mobilen Menschen, die IT wird als Werkzeug genutzt, “die Maschine kommt zum Menschen“. Als Folge davon werden Standorte von Unternehmen und Mitarbeitern zunehmend von physischen Faktoren unabhängig. Allerdings, so Braun, werden die Potentiale der IT heute noch viel zu wenig genutzt. Ein Fazit lautete deswegen auch „IT hat eine Bedeutung für die Wirtschaft, aber nicht in der Wirtschaft“. Zum Thema Lebensqualität und IT hielt er zum Abschluss fest, dass der Information Overflow, der auch durch Social Media verstärkt wird, klar eine entsprechende Medienkompetenz benötigt, um nicht negativ auf die Lebensqualität zu wirken.

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Herman Maurer

Herman Maurer, TU Graz, beschäftigte sich als dritter Keynot Referent mit dem Thema “Intelligente Computer oder Symbiose Mensch-Computer?” (Folien auf humanIThesia.org). Maurer machte auf seine gewohnt pointierte Art sehr plastisch und gleichsam tiefgründig deutlich, dass es unmöglich ist, Intelligenz und somit auch intelligente Computer vernünftig zu definieren. Die Frage „Können Computer intelligent sein“ sei sinnleer. Anhand einiger Beispiele von Ergebnissen des Gedichtschreibprogramms von Ray Kurzweil zeigte Maurer auf, dass Computer durchaus kreativ sein können.

Anhand von Beispielen zeige Maurer auf, dass die Symbiose Mensch-Computer sich schnell entwickelt. Ein Beispiel ist die fast schon allgegenwärtige Nanotechnologie in unseren Alltagsgegenständen, ein weiteres die Entwicklung innovativer EIn- und Ausgabeschnittstelln für mobile Endgeräte, etwa die heute kommerziell verfügbare Sonnenbrille mit eingebautem Camcorder, der Nokia Mixed Reality Ansatz (Video) oder die Konzeptstudie Mozilla Seabird (Video).

Für Maurer ist klar, dass der Computer aus dem leben der Menschen nicht mehr wegzudenken ist. Er mahnt aber gleichzeitig vor der Abhängigkeit von der Technologie, die sich z.B. im blinden Glauben in Suchmaschinen oder auch Wikipediaeinträgen äussert . Als eine Konsequenz wird in Österreich das austria-forum.org aufgebaut. Weiter fragt Maurer provozierend “Verlernen wir das Denken?“. Für ihn liegen grossen Chancen im eLearning, allerdings kaum in der heutigen Form, die nach seiner Ansicht vor allem das WIE adressiert. Es müssen vor allem das WAS und das WANN diskutiert werden: Müssen wir noch die Handschrift beherrschen? Müssen wir wissen, wie Dreiecke konstruiert werden? Etwas provokant schlägt Maurer vor, dass wir zukünftig mit 14 Abitur machen, aber gleichzeitig bis zum 80. Lebensjahr jedes Jahr zwei Wochen zur Schule gehen müssen. Damit adressiert Maurer Fragestellungen, die weit über aktuelle Diskussionen hinausgehen.

Anschliessend fand die Preisverleihung des Preises für humane Nutzung der Informationstechnologie statt. Nach der Laudatio hatten die Preisträger jeweils die Möglichkeit, ihre Projekte vorzustellen.

Die Preisträger 2010 sind:

Projekt Freie Netze. Freies Wissen. (Folien auf humanIThesia.org)
Vertreten durch Dr. Leonhard Dobusch, Freie Universität Berlin und Christian Forsterleitner, Gemeinderat in Linz
(Wir haben hier und hier in diesem Blog bereits darüber ausführlich berichtet)

Projekt come_IN – Interkulturelles Lernen mittels computergestützter Projektarbeit (Folien auf humanIThesia.org)
Vertreten durch Prof. Volker Wulf, Universität Siegen

Projekt MePa – Medienpartner (Folien auf humanIThesia.org)
Vertreten durch Hanna Steinmetz, Universität Konstanz

Die ausgezeichneten Projekte zeigen in jeweils unterschiedlichen Kontexten vorbildlich , wie die IT zum Nutzen der Menschen eingesetzt werden kann.

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Das Podium

Am Nachmittag fanden dann drei parallele Sessions zu den Themen Bildung, Kommunikation und Gesundheit statt.

In der abschliessenden Podiumsdiskussion adressierte der Moderator Arnoud de Kemp diverse Aspekte in Form von provozierenden Fragen an die Podiumsteilnehmer.

Weiterführende Links:

Ausführlicher Bericht incl. Vortragsunterlagen auf
HumanIThesia

Abstracts aller Vorträge

Integrata Stiftung

Preisträger seit 1999

1. Kongress der Integrata-Stiftung: Mehr Lebensqualität durch IT! – Ein persönlicher Rückblick (Blog HD’s Two Cents)

(aktualisiert 22. Okt. 2010: Verlinkung der Vortrgsunterlagen)

3 Gedanken zu „Mehr Lebensqualität durch IT! – Kongress und Preisverleihung

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